Die Suche....

Ab September 2014 wurde in einschlägigen Internetportalen nach einem passendem Lotos gesucht. Besichtigungen von möglichen Booten führten uns nach Berlin und ins Brandenburgische Land.

Bis wir auf einen Lotos gestoßen sind, den man lieber stehen lassen hätte sollen.

Aber das Paket machte neugierig. Nach langen Überlegungen, und keine Scheu vor dem Berg Arbeit, wurde der Lotos 1 mit seinem Trailer in sein neues Zuhause überführt.

Technische Daten

Baujahr: 1981

Motor: Wartburg 50 PS

Getriebe: Lunze Wendegetriebe

Welle: 25 mm

Propeller: 4 Blatt

Kühlung: Staudruck

Lenkung: Seilzug

Dem Lack, dem  Armaturenbrett und allem anderen sah man das Alter von 33 Jahren an.


Unser Lotos soll laut Vorbesitzer ein Polizei-Lotos gewesen sein. Aber bei welcher Behörde er zu DDR-Zeiten gefahren ist, lies sich nicht mehr rescherschieren. Alle Unterlagen der PGH Müggelspree wohin ein Lotos geliefert wurde existieren nicht mehr. Schade... Aber die Kabel der Funkgeräte, Antennen und Halterungen für Sprechgarnituren waren noch verbaut. Der Motor soll sogar 55 PS haben.

Fazit am Ende bleibt nur eine "Behörde" übrig die Unauffällig über die Gewässer der DDR fuhr.


Die Restauration

Es wurde alles demontiert. Die Reling wurde vor Michael versteckt! Dann begann das Abschleifen vom Celcoat, Löcher wurden zugespachtelt. Und immer wieder schleifen.....

Das Getriebe bekam neue Kugellager und neue Wellendichtringe. Der Wellendurchlass auch neue Wellendichtringe. Die Propellerwelle war an der Lauffläche der WD eingelaufen, also musste eine Buchse drauf.


Der neue Lack kommt aufs Boot

Trailer Restauration


Nach dem vielen Stunden schleifen, spachteln, schleifen war das Celcoat soweit hergerichtet das es zu Micha in die Garage gehen konnte.

Dort wurde alles mit Aceton entfettet und entstaubt.

An der Klappe für den Motorraum sieht man schön, auf der linken Seite, was nach einer Aceton Behandlung  noch so weg ging.

Dann wurde zweimal, der Lotos mit Vorstreichfarbe gerollt und gepinselt.

Der Gestank der Farbe war...Chemie Pur

Der Trailer war ja leider auch "fast" Schrott. Er wurde abgeschliffen, bekam einen neuen Hammerit Anstrich. Die Auflaufbremse war fest und verbogen. Da wurde das Schubstück erneuert. Als  es an die Bremsen  ging, musste man leider feststellen, es war nichts da, alles ausgebaut. Es sollten sowieso die Bremsen überholt werden, ab nun war die Frage was war hier Original mal verbaut gewesen. Am Ende hat alles Neue gepasst. Der TÜV  hat nicht gemeckert, alles gut.


Nun sah man schon, dass der Lotos mit der weißen Farbe gut aussehen würde.

Aber nach dem Trocknen der Vorstreichfarbe, war wieder erst mal schleifen angesagt. Ohne Michael, seine Werkstatt und Unterstützung wäre das nicht so gut möglich gewesen. Danke noch an Nicole, das Micha sooo viel "Freizeit" bekommen hat.

Nach dem Schleifen und entfernen des Staubes wurde die weiße Farbe für den letzten Anstrich eingerührt.

Wieder Chemie Pur....

Michael und ich waren danach Stolz auf unser Werk. Und Fix und Fertig.....


Nun wurden alles wieder angeschraubt, was vor der Restauration weg musste. Neue originale Positionlampen mussten natürlich ran.

Der Kantenschutz um den Rumpf herum hat sich nach dem Abbau um Meter zusammen gezogen.

Den wieder  in seine alte Form zu bekommen, war eine ganz schöne Schinderei.

Aber mit ein wenig Wärme und einem kleinen Flaschenzug war die Gegenwehr vom Gummi nicht mehr so groß.

Der Kantenschutz ist dran....

Alles Fertig....die neue Frontscheibe ist montiert.



Nach der 1.Saison wurde noch einmal am Design gearbeitet. Zur blauen Frontscheibe passten nicht so richtig unsere roten Sitze. Da die vorderen sowieso schon auseinander gingen, wurden neue Sitze mit weiß/blauen Polster bestellt. Die Liegefläche bekam original Lotos Polster, nur  passend zu den Sitzen bezogen.

Der selbstgebaute Unterwasserauspuff aus KG-Rohr wurde durch einen VA-Unterwasserauspuff ersetzt.

Natürlich wieder selbst gebaut.

Gleichzeitig musste der  Heckspiegel neu Lackiert werden. Der Vorbesitzer versah dem Lotos eine Wasserlinie für das Antifouling  mit "Freier Hand" gezeichnet. Also Laser ran und neu machen.....

Nach mehreren Anläufen ein Klappverdeck für den Lotos anfertigen zu lassen klappte es beim 3. Bootssattler. Der 1.verschob immer wieder den Termin, der 2. lieferte ein Verdeck was mir fast einen Herzinfarkt einbrachte.

Aber alle guten Dinge sind bekanntlich........3.

Bei diesem 3.Sattler ließen wir gleich eine Cockpitplane für den Transport auf dem Trailer mitmachen.

Ebenfalls in der 1.Saison vibrierte der gesamte Antrieb in unserem Boot. Die Flansche am Getriebe zur Welle ließen sich nicht richtig zentrieren. Kein Zentrierbund und zu große Löcher für die Schrauben machten es fast unmöglich die Welle auszurichten. Nach der Saison wurden die Flansche ausgebaut, mein befreundeter Dreher stellte dann fest das die Zentrierbunde zugeschweißt worden waren...warum auch immer. Auf der Drehbank wurde dann auch leider festgestellt das die Propellerwelle einen Schlag hatte, und nicht mehr zu retten war. Bloß gut das es Freunde gibt, schnell  kam eine Edelstahlwelle die passend abgedreht wurde. Hier nochmal Danke an die Zwei.


Das sich die Arbeit gelohnt hatte zeigte sich ab Mai 2016 als der Lotos wieder in den Schwielochsee eingeslippt wurde. Der Auspuff blubberte schön im Wartburgsound, und war auch nicht laut. Der Antrieb zeigte keine Vibrationen, das einzige was noch ein wenig "wackelte" war der Motor auf seine Gummilager.


Dieses Jahr brauchten wir keine Angst vor einem Regenguss haben, unser Verdeck war Wasserdicht.

Aber unter dem Verdeck mit dem Lotos zu fahren ist nicht so das Ding.

Es ist und bleibt ein offenes Sportboot bei dem man gesehen werden will.


Da nun fast alles was bei den Vorbesitzern vernachlässigt wurde repariert wurde, konnte der Lotos  mit dem Wartburgmotor zeigen wieviel Spass man mit dem Motorboot haben kann. Bis auf einen defekten Impeller (keiner weiß wie lange der schon drin war) hat das Boot in der Saison 2016 und 2017 nur Kraftstoff und ein wenig Wasserpumpenfett gebraucht. Auf langen Touren auf der Spree oder mit dem Schleppreifen hinten dran.

Und im Hafen oder an den Anlegestellen war unser Boot immer ein Gesprächsthema, ist der noch Original, ist der Wartburgmotor noch verbaut und wir hatten auch mal so einen Lotos waren immer die Fragen.

 

Aber jede Reise geht einmal zu Ende, nach sehr langen Überlegungen hat der Familienrat beschlossen wir werden uns vergrößern. Ein Kajütboot auf dem wir über Nacht draußen bleiben können sollte kommen.

Und da wir nicht die möglichkeit haben zwei Boote unterzustellen wurde der Lotos verkauft.

Nun wird er auf der Müritz ein neues Revier haben und seine neuen Besitzer hoffentlich viel Freude bereiten.